Jahrbuch 2006 - Vorwort

Eine bereits ältere Einsicht, „Wenn man die Zeit nicht nimmt, wie sie ist, und das Gute daraus ergreift und es in seiner Entwicklung fördert, dann straft die Zeit“ beachtend, hat Gorbatschow mit einer ähnlich lautenden Weisheit sein politisches Programm von „Glasnost“ und „Perestroika“ erläutert und popularisiert. Die einleuchtende Erkenntnis gehörte zu den Handlungsmaximen der Reformpolitiker in Preußen vor zweihundert Jahren.

Die „Berliner Wissenschaftliche Gesellschaft“ und mit ihr das „Jahrbuch“ fühlen sich auch noch im vierten Jahrzehnt ihres Bestehens, es ist das vierunddreißigste, jener Aufgeschlossenheit und Beweglichkeit verpflichtet, die dieses Reformprinzip mit konstituieren. Mit ihren Arbeitskreisen, Podiumsdiskussionen und Vorträgen hat unsere „Gesellschaft“ im vergangenen Jahr wiederum nicht nur über aktuelle Entwicklungen aus den Forschungsgebieten ihrer Mitglieder informiert, sondern sich zeitnah um neue Wege der Förderung und Vermittlung bemüht. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses durch die Promotions- und Studienpreise hat sich fest etabliert und bewährt.

Die vor zwei Jahren begründete Vortragsreihe „über brücken“ haben wir in Kooperation mit der Berliner Repräsentanz der Robert Bosch Stiftung – sie wird seit dem Frühherbst 2006 von Frau Sandra Breda geleitet – mit dem Vortrag von Herrn Univ.-Prof. Dr. Bernhard Schlink „Über den Verrat“ fortgesetzt. Dem mittäglichen „Harnack- Haus-Kreis“ gibt nunmehr schon im zweiten Jahr Herr PD Dr. Uwe Puschner neue Impulse.

Die Reihe „Wissenschaft der Zukunft – Zukunft der Wissenschaft“ hat sich in ihrem siebenjährigen Bestehen ebenfalls einen festen Platz geschaffen. Sie fand im Herbst vor einem interessierten und sich keineswegs nur aus Geistes- und Sozialwissenschaftlern zusammensetzenden Publikum erstmals zum Thema „Geschichts- und Kulturwissenschaften“ statt.

Allem von uns als gut, notwendig und förderungswürdig Erkannten werden wir uns weiterhin möglichst umgehend und entschieden zuwenden. Das „Jahrbuch“ und zunehmend auch das Internet dokumentieren die Ergebnisse der einzelnen und gemeinsamen Bemühungen. Auf beiden Foren stellen wir in unterschiedlichem Umfang und mit unterschiedlicher Akzentsetzung sämtliche Mitglieder mit ihren Funktionen in Wissenschaft und Lehre, Wirtschaft und Verwaltung vor.

Wir begrüßen mit diesem „Jahrbuch“ 6 neue Kolleginnen und Kollegen. Am 15.02.2007 gehörten der Gesellschaft 375 Personen an; neben den 241 ordentlichen hatte sie 49 fördernde und 84 korrespondierende Mitglieder sowie als neues Ehrenmitglied den Nobelpreisträger Prof. Dr. med. Ph.D. Dr. h. c. mult. Günter Blobel. Im vergangenen Jahr hatten wir den Tod von 8 Mitgliedern zu beklagen. Es handelt sich um die Kollegen Prof. Dr. rer. Nat. Werner Baltes, Prof. Dr. med. Dr. med.-dent. Joachim Paul Max Gabka, Prof. Dr. Ursula Hennig, Prof. Dr. phil. Erich Loos, Prof. Dr. med. vet. Lukas Felix Müller, Prof. Dr. med. vet. Fritz Preuß, Prof. Dr. med. Dr. phil. Rolf Winau, Prof. Dr.phil. Heinrich Thelen.

In der Geschäftsstelle fährt Frau Dr. Gisela Wolf in ihrem umsichtigen Regiment fort; den Auftritt im Netz, also auf unserer „Homepage“, gestaltet weiterhin Herr Dr. Mathias Hellriegel fort. Im Verlag und am Lehrstuhl (Arbeitsstelle für Kommunikationsgeschichte und interkulturelle Publizistik der Freien Universität Berlin) liegt die Betreuung unserer Publikation und des „Ehrhard Höpfner Studienpreises“ weiterhin in den bewährten Händen von Frau Claudia Delfs, Frau Bettina Oehlert, Juliane Gruhl und Herrn Tim Tolsdorff.

Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Autorinnen und Autoren danke ich herzlich, denn ohne ihre Unterstützung während des ganzen Jahres und insbesondere in den letzten Wochen vor dem Ziel ließe sich der frühe Erscheinungstermin nicht einhalten.

Berlin, am 5. April 2007

Bernd Sösemann