Quo vadis Eliteuniversität

Podiumsdiskussion zum Thema: "Die Elite-Universität" am 24.06.2004

von Barbara Nickolaus, Pressesprecherin des Deutschen Herzzentrums Berlin

Seit der Pisa-Studie wird der „Elite“- Begriff, in den 68er Jahren verpönt, jetzt in der Diskussion zur Auswahl von finanziell gut ausgestatteten Eliteuniversitäten zum Modethema in Bundes- und Länderpolitik, Wirtschaft und Hochschulwesen. Auch die „Berliner Wissenschaftliche Gesellschaft“ (BWG) unter Vorsitz von Prof. Dr. Dietrich Arndt widmete sich im Juni auf Einladung Prof. Hetzers (Vorstandsmitglied der BWG) diesem wichtigen und heiß umstrittenen Thema in einer Podiumsdiskussion im Weißen Saal des DHZB.

In der Moderation von Hochschuljournalist Uwe Schlicht diskutierten sehr kontrovers der Vorsitzende des Wissenschaftsrates Prof. Karl Max Einhäupl, Ministerialdirektor Prof. Erich Thies (Generalsekretär der Kultusministerkonferenz), Prof. Dieter Lenzen (Präsident FU), Prof. Jörg Steinbach (1. Vizepräsident TU), Prof. Michael Kloepfer (Dekan, Juristische Fakultät der HU).

Es gibt laut Prof. Einhäupl mittlerweile 98 Bewerber um den Status der Eliteuniversität. Je nach wechselnder Lesart werden für 5 bzw. 10 oder 16 von ihnen bis zu 380 Mio. Euro pro Jahr zur Verfügung stehen. Besser sei es, statt eine nicht näher benannte Elite auszurufen, die Entwicklungen an den Universitäten durch Strukturverbesserungen so zu fördern, dass sich diese Elite in fairer Konkurrenz an bestimmten fachlichen Universitätsschwerpunkten aus sich selbst heraus  entwickeln könne. Ministerialdirektor Thies nannte die Frage eine aufgeheizte „Plakatdiskussion“, da der Begriff „Elite“ aus Wahlgesichtspunkten instrumentalisiert werde. Wie er näher darlegte, werde das Föderalismusprinzip der Bundesrepublik durch die Konkurrenz um die Etablierung von mit Bundesmitteln aufgestockten Eliteuniversitäten aufgeweicht. Die Kernkompetenz von Wissenschaft und Bildung liege bei den Ländern. Diese sehen sich in ihrer Kernkompetenz aber durch den Bund, der mit großen Finanzspritzen Einfluss auf die Bildungspolitik der Länder gewinnen will, geschmälert. Ferner sollen sie zudem 25 % der Bundesmittel für eine Eliteuniversität bei Sitz in ihrem Land mittragen. Eine Bund-Ländervereinbarung noch im Jahr 2004 sahen die Referenten kaum als realistisch an. Prof. Lenzen warnte vor überstürzten Entscheidungen, da hier sowohl ein Quantitäts- als auch Qualitätsproblem neben schwierigen verfassungsrechtlichen Fragen zuvor zu lösen sei, um das hohe Humankapital an deutschen Universitäten sinnvoll zu pflegen und dauerhaft zu nutzen. Unterdessen wurde die entscheidende Sitzung der Bund-Länder-Kommission auf November 2004 vertagt.